Das Mikrolernen beschreibt eine Lernform, bei der Lernende in kleinen Lerneinheiten und kurzen Schritten Inhalte vermittelt bekommen.
Diese Lerneinheiten dauern von wenigen Sekunden bis maximal 15 Minuten. Sie berücksichtigen vor allem drei wesentliche Erfolgsfaktoren des wirksamen Lernens: 1. Da der Mensch täglich einer enormen Informationsflut ausgesetzt ist, muss er, um Wissen erfolgreich zu speichern, den Fokus auf relevante Informationen legen. Dies ist nur kurzfristig möglich, ohne Ablenkung zu erfahren. Daher wird beim Mikrolernen der Fokus des Lernenden auf sinnvolle Teilbereiche in kleinen Schritten, den Ministeps, gelegt. 2. Die mögliche fokussierte Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen übersteigt nur selten 30 Minuten. Und sie nimmt mit dem Lebensalter nach ihrem Höhepunkt zwischen 15 und 30 Jahren wieder ab. 3. Wichtig ist das Bereitstellen einer schnellen Rückmeldung. Eine kurze Feedbackschleife belohnt den Lernenden entweder durch die Tatsache der Fertigstellung („Geschafft!“) oder dadurch, dass sich merklich ein Erfolg einstellt: Entweder in Form von Anerkennung durch andere bzw. durch ein System oder durch ein Erfolgserlebnis. Die Kombination dieser drei Faktoren senkt die Einstiegshürde beim Mikrolernen für den Lernenden und erhöht deutlich seine Motivation. Im Idealfall wird die Notwendigkeit von stetigen Wiederholungen berücksichtigt. Diese kurzen Einheiten sollten vom Lernenden immer wieder durchlaufen werden.
Karteikarten: Vorläufer des Mikrolernens
Mikrolernen ist, auch wenn der definierte Begriff noch sehr jung ist, keine neue Lernmethode. Unzählige Menschen haben schon mit Karteikarten bzw. Lernkarten Vokabeln oder Fakten zur Prüfungsvorbereitung gelernt. Mit dem Einzug neuer Technologien (eLearning, Mobile Learning) eröffnen sich vielfältige neue Möglichkeiten zur Anwendung von Mikrolernen. Aus diesem Grund ist der Begriff auch nicht mehr von modernen Bildungstechnologien zu trennen. Durch bessere Endgeräte und höhere Bandbreiten erfreuen sich Vokabeltrainer, Wissensquizze oder Kurzvideoportale zur Darstellung auf Desktop-Computern, Tablets oder Smartphones immer größerer Beliebtheit. Die Angebote werden auch lernpsychologisch stetig strukturierter, wirksamer und erobern neue Anwendungsgebiete, wie beispielsweise außerfachliche Lerngebiete. Derzeit besteht noch eine große Herausforderung für Entwickler und Lehrende im Bereich der Mikrolern-Angebote darin, schnelle und valide Feedbackschleifen sicherzustellen. Wie man schnell und erfolgreich Rückmeldung gibt, dazu gibt es sehr unterschiedliche Lösungen. Eine interessante Form bot beispielsweise die Aktion „Park Sound Projekt – kein Müll im Park“ in Berlin. Hier sollten Parkbesucher, speziell bei stattfindenden Events, lernen, Ihren Müll zu entsorgen. So wurden spezielle Abfalleimer aufgebaut. Jedes Mal, wenn ein Besucher seinen Müll artig entsorgte, spielten die Eimer einen 20-sekündigen Ausschnitt aus einem Lied als Belohnung. Die wahrscheinlich bekannteste Form des Mikrolernens ist aber eine andere, die nicht von einem Lehrenden strukturiert wurde. Das Googeln ist Mikrolernen in Reinform. Dabei sind alle Erfolgsfaktoren berücksichtigt: In der Regel dauert die Lerneinheit nur wenige Sekunden, der Fokus wurde vom Lernenden selbst auf die in diesem Moment relevanteste Information gelegt und man wird sofort durch die Anerkennung der anderen im Meeting oder am Restauranttisch oder auch die Verfügbarkeit von Wissen zur sofortigen Weiternutzung belohnt.