Transformation Director Head of Segment Media Capgemini

Digitale Transformation

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Für Unternehmen und Organisationen ergeben sich mit Social und Mobile neue Wege, um mit Kunden und Konsumenten in Kontakt zu treten. Diese hinterlassen auf diesen neuen Endgeräten und Kanälen vielerlei Daten, die wiederum analysiert und ausgewertet werden können (Analytics). Wir erleben eine Digitalisierung der Unternehmenswelt, welche sich in den Aspekten Cloud (im Sinne digitalisierter oder auch virtualisierter Infrastruktur) und (Internet-of-)Things spiegelt.

Viele reden darüber, doch fragt man konkret nach, fällt eine spontane Definition von Digitale Transformation nicht leicht – rund 27,8 Mio. Treffer in Google zeigen, wie vielfältig das Verständnis sein kann.

Zerlegen wir den Begriff Digitale Transformation in seine Bestandteile, so hilft auch das nur bedingt – denn was Medizin, Physik und Technik meinen, wenn sie digital sagen, ist nicht das, was digital im Bereich Wirtschaft und Gesellschaft bedeutet. Hier heißt digital so viel wie „auf Digitaltechnik oder Digitalverfahren beruhend“ – oder etwas umgangssprachlicher formuliert – unter Verwendung von Computer-Technologie. Im engeren Sinne gemeint sind dabei die sogenannten SMACT-Technologien – Social, Mobile, Analytics (alias Big Data), Cloud und (Internet-of-)Things-Technologien, welche es den Menschen heute ermöglichen, IT ganz selbstverständlich zu nutzen, um Aufgaben des Alltags zu erledigen. Für Unternehmen und Organisationen ergeben sich mit Social und Mobile neue Wege, um mit Kunden und Konsumenten in Kontakt zu treten. Diese hinterlassen auf diesen neuen Endgeräten und Kanälen vielerlei Daten, die wiederum analysiert und ausgewertet werden können (Analytics). Wir erleben eine Digitalisierung der Unternehmenswelt, welche sich in den Aspekten Cloud (im Sinne digitalisierter oder auch virtualisierter Infrastruktur) und (Internet-of-)Things spiegelt (IT-TRENDS Studie 2015). Viel ändert sich in den Prozessabläufen, wenn ein Kunde sein Begehr nicht mehr an der Ladentheke persönlich formuliert, sondern per Tastendruck über das allgegenwärtige Smartphone an den Web-Shop eines Online-Versandhandels übermittelt.

Die Digitale Transformation betrifft nicht nur das Handeln, sondern auch das Denken

Ist abstrakt von der Digitalisierung eines Geschäftsmodells oder der Kundenerfahrung (der treudeutschen Übersetzung der Customer Experience) die Rede, dann ist zu beachten, dass die Digitale Transformation nicht nur das Handeln, sondern auch das Denken betrifft. Ein Vorgang, der sich eher schleichend vollzieht und den man oft nur in der Rückblende wahrnimmt: Bewertungsmaßstäbe haben sich verschoben, wenn nicht mehr die Empfehlung eines Freundes aus Fleisch und Blut den Ausschlag gibt, sondern das „Trusted Web Shop“-Zertifikat. Massiv gestiegen sind Erwartungen an die Reaktionsgeschwindigkeit eines jeden von uns, wenn wir allein für eine schnellere Bearbeitung persönlichste Daten preiszugeben bereit sind. Gleiches gilt in Bezug auf Unternehmen: Wenn ein Unternehmen nicht mehr nur eine Online-Präsenz im Web benötigt, sondern gleich auch die App dazu, dann ist das ein Resultat veränderter IT-Nutzung auf Seiten der Nutzer – also verändertes Handeln. Reicht eine nur benutzerfreundliche und graphisch ansprechende Webseite nicht mehr aus, sondern empfindet der User sie erst im Zusammenspiel mit sozialen Netzen als nützlich und, läuft ein Unternehmen Gefahr, seine Kunden zu verprellen, wenn Geschäftsprozesse nicht über die Kanäle Web, App und Ladengeschäft konsistent sind, dann haben sich Bewertungsmaßstäbe der Kunden gegenüber Unternehmen verschoben – das Denken hat sich verändert. Wie weit sind heutige Unternehmen bereits gekommen bei dem Versuch, diese neuen Kundenerwartungen zu treffen? Dieser Frage ist das Beratungsunternehmen Capgemini im Rahmen einer Studie mit dem MIT bereits in 2013 nachgegangen. Die Studie setzt die Digital Intensity (die Intensität, mit der ein Unternehmen SMACT-Technologien einsetzt) in Beziehung zur Transformation Management Intensity (Wie sehr steuert ein Unternehmen den Prozess der Digitalen Transformation mit Blick auf seine Geschäftsziele).

Quelle: CapGemini
Quelle: CapGemini
Die Studie ordnet Unternehmen anhand üblicher Kennzahlen wie Profitabilität, Effizienz der Umsatzsteigerung und Marktwert in dieses Schema ein. Echte Könner (die also digitale Technologien im Hinblick auf übergeordnete Ziele anzuwenden wissen und in der Studie als Digirati bezeichnet werden) erweisen sich als um 9 Prozent effizienter im Steigern ihrer Umsätze, haben einen um 12 Prozent höheren Marktwert und sind um 26 Prozent profitabler als der Durchschnitt aller Unternehmen. Digitale Spielernaturen dagegen, welche mal hier eine App entwickeln lassen und dort mit Cloud-Anwendungen experimentieren, steigern ihren Umsatz zwar ebenfalls um 6 Prozent effizienter, wenn sie Apps und Online vermehrt zur Interaktion nutzen. Allerdings lassen sie dabei wahrscheinlich Chancen aus – denn unter dem Strich sind sie 11 Prozent weniger profitabel und haben einen um 12 Prozent geringeren Marktwert als der Durchschnitt. Im Vergleich zu den Stars der Digitalisierung können diese Fashionistas ihre Leistung also weit weniger gut in bare Münze umsetzen.

Wenn IT autonom handelt, wird sie selbst zum Akteur

Denkt man noch einen Schritt weiter, dann bringt die Digitale Transformation eine weitere Facette neu ins Spiel: Die IT ist nicht mehr nur passives Werkzeug, sondern wird über autonomes Handeln selbst zum Akteur. Fasziniert verfolgen wir die ersten Berichte über autonome Fahrzeuge auf deutschen Autobahnen. Mit leichtem Unbehagen stellen wir dabei fest, dass Maschinen auf Basis von Big Data nicht selten bessere Entscheidungen treffen als der Mensch aus seiner Erfahrung heraus. Systematisiert aufbereitet und analysiert ist eine Fülle von Nullen und Einsen der menschlichen Fähigkeit des Erkennens von Zwischentönen und der Bewertung von Informationen auf Basis der Lebenserfahrung nachweisbar im Ergebnis überlegen, wie die sehr präzise beschriebenen realen Beispiele in dem Buch von Yvonne Hofstetter belegen. Noch hat der Mensch die letzte Entscheidungsbefugnis und nicht die Maschine. Was aber, wenn sich abzeichnet, dass in aller Regel die Maschine die bessere Entscheidung trifft? Diese Frage führt uns in die Betrachtungen zur Technikfolgenabschätzung. Bleibt abzuwarten, ob der Mensch sich auch in einer digitalisierten Welt die Fähigkeit bewahrt, analoge Grautöne zu unterscheiden, um gute Entscheidungen auf Basis seiner Lebenserfahrung auch ohne Zertifikat und Big Data zu treffen und sich so seine Autonomie zu bewahren. Es soll auch in Zeiten der Digitalen Transformation vereinzelt noch Menschen geben, die auch ohne Spreadsheet und Taschenrechner Zahlen addieren können.

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